Innenarchitekten HF / Innenarchitektinnen HF (Techniker HF Bauplanung): Wie sieht ihr Berufsalltag aus?

Innenarchitekten HF und Innenarchitektinnen HF (Techniker HF Bauplanung, Fokus Innenarchitektur) sind in Architektur- oder Innenarchitekturbüros oder Bauunternehmen für Innenausbauvorhaben tätig, wo sie bei genügender Berufserfahrung Führungsverantwortung wahrnehmen. Je nach Grösse des Unternehmens sind sie zum Beispiel für die Leitung von Projekten oder für die Leitung von Ableitungen verantwortlich. Sie können sich auch selbständig machen. 

Innenarchitekten HF entwerfen, planen und gestalten öffentliche, private, temporäre und mobile Innenräume, beispielsweise Geschäftsräume, Gastro- und Hotelräume, Arztpraxen, Büros, Schulen und Räume im Freizeit- und Wohnbereich. Hierbei reicht ihre Zuständigkeit von den kreativen und gestalterischen Arbeiten sowie der Erstellung von Offerten und Konzepten über die Baueingabe, Vorbereitung, Umsetzung, Überwachung, Administration, Kostenkontrolle bis hin zur Abrechnung und Abnahme. 

Um die entsprechenden Raumkonzepte zu erstellen, setzen sich Innenarchitektinnen HF unter anderem mit den bestehenden Raumstrukturen und anderen Begebenheiten, wie zum Beispiel den Proportionen, den vorhandenen Materialien, der Erschliessung sowie funktionsbezogenen Eigenschaften der Räume (Anzahl Steckdosen, Platzierung der Radiatoren etc.) auseinander. Des Weiteren berücksichtigen sie für die Konzepterstellung weitere Faktoren, wie zum Beispiel die Vorstellungen und Wünsche der Auftraggeber, die Budgetvorgaben und die baulichen Vorschriften. 

Innenarchitekten HF arbeiten eng mit der Bauherrschaft und anderen Fachpersonen und Spezialistinnen zusammen, beispielsweise Elektrikern, Installateuren, Malerinnen, Handwerkern, Akustikexperten, Brandschutzexpertinnen oder Umweltberatern. So fungieren sie auch als Bindeglied zwischen den verschiedenen Anspruchsgruppen wie Bauherren, Behörden, Kunden etc. 

Zielgruppe, persönliche Eigenschaften und Fähigkeiten: Für wen eignet sich das Innenarchitektur HF-Studium an einer Höheren Fachschule?

Sie sind leidenschaftlich kreativ und interessieren sich für die Themen Design und Raumgestaltung? Schrecken Sie auch vor technischen Fragestellungen und Aspekten, wie beispielsweise der Anwendung von entsprechenden Design-Softwares und Tools nicht zurück? Sie sind detailorientiert, arbeiten präzise und übernehmen gerne den Lead? Sie können gut mit verschiedenen Anspruchsgruppen umgehen und finden diesen interdisziplinären Aspekt bereichernd für sich selbst und ihre berufliche Tätigkeit? Auch Aufgaben aus dem betriebswirtschaftlichen Bereich, wie die Erstellung von Offerten, Administration, Abrechnung, Budgetüberwachung etc. interessiert Sie?

Dann liegen Sie mit dem Studium Innenarchitektur an einer Höheren Fachschule genau richtig. 

Zur Zielgruppe dieser Innenarchitektur HF-Ausbildung gehören nämlich Berufsleute aus den Bereichen Architektur, Innenarchitektur, Ingenieurbau, Raumplanung und Landschaftsarchitektur, die mit einer fundierten Ausbildung und dem eidg. anerkannten HF-Diplom ihre Karriere- und Lohnchancen steigern möchten. 

Folgende persönliche Eigenschaften und Fähigkeiten sollten für den Beruf vorhanden sein: 

• Kreativität
• Räumliches Denken
• Analytisches Denken
• Blick fürs Ganze, aber auch fürs Detail
• Akribische Arbeitsweise
• Technisches Verständnis
• Kommunikationsfähigkeiten
• Kundenorientierung
• Gutes Zeitmanagement 
• Zuverlässigkeit
• Verantwortungsbewusstsein
• Teamfähigkeit

Voraussetzungen für die Zulassung zur Innenarchitektur HF-Ausbildung an einer Höheren Fachschule

Damit Sie zur Innenarchitektur HF-Ausbildung (Techniker HF Bauplanung mit Fokus Innenarchitektur) an einer Höheren Fachschule zugelassen werden, müssen Sie nachfolgende Zulassungsbedingungen erfüllen: 

• Eidg. Fähigkeitszeugnis (EFZ) als Zeichner/in EFZ mit den Fachrichtungen: Architektur, Ingenieurbau, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur, Raumplanung

Oder

• EFZ eines anderen Berufes oder ein anderer Abschluss der Sekundarstufe II oder ein anderer gleichwertiger Ausweis sowie einschlägige Arbeitswelterfahrung im Bereich Bauplanung von mind. 1 Jahr. 

Und

• Bei einem berufsbegleitenden Studium: 50% Anstellung im Gebiet der Bauplanung*

Hinweis:

• Viele Schulen bieten diverse Vorkurse z.B. in Mathematik an, sodass Sie Ihr Wissen optimal sowie zielgerichtet auffrischen können und somit gut auf das HF-Studium vorbereitet sind.
• Die Zulassungsbedingungen zum Innenarchitektur-Studium an einer Höheren Fachschule (HF) können von Schule zu Schule leicht variieren. Denn, die HFs entscheiden eigenständig über das Zulassungsverfahren. Sie halten das Zulassungsverfahren in ihrem Studienreglement fest. Sie müssen sich dabei nach der entsprechenden rechtlichen Grundlage richten. Mehr Informationen hierzu finden Sie in den Antworten.
• Bereits erbrachte Bildungsleistungen können unter der Einhaltung von Mindestbedingungen angerechnet werden. Allenfalls kann sich so das Bauplaner-Studium verkürzen. Die Schule Ihrer Wahl gibt Ihnen hierzu gerne Auskunft.

* In der vollzeitlichen Ausbildung wird die Arbeitswelterfahrung bzw. der Transfer von der Fachausbildung in die Praxis über im Studium integrierte Praktika geregelt.

Lernstoff, Inhalte und vermittelte Kompetenzen der Weiterbildung Innenarchitektur HF

Teilnehmer und Teilnehmerinnen befassen sich in einem Innenarchitektur HF-Studium an einer Höheren Fachschule (Techniker HF Bauplanung, Fokus Innenarchitektur) mit folgenden Themen: 

• Bautechnik
• Bauorganisation
• Farb- und Formenlehre
• Gestaltung und Darstellung
• Gebäudetechnik
• Konstruktion
• Bauphasen
• Bauprozesse
• Mathematik
• Physik
• Statik
• Angewandte Informatik
• Recht
• Betriebswirtschaft
• Rechnungswesen
• Risiko-, Projekt- und Personalmanagement
• Kommunikation
• Umwelt
• Nachhaltigkeit
• Arbeitssicherheit

Bitte beachten Sie, dass es sich hierbei um keine vollständige Liste handelt, da die Lerninhalte von Schule zu Schule variieren können. Denn obwohl sich die Lerninhalte grundsätzlich an den Rahmenlehrplan «Bauplanung»* richten, haben die HFs einen gewissen Spielraum bei deren Ausgestaltung. Es kann daher von Schule zu Schule zu unterschieden kommen, welche Lerninhalte sie behandeln, wie tief sie diese behandeln und wie sie die Module und Fächer bezeichnen möchten. Schliesslich können die Schulen im Rahmen von max. 10% der Gesamtlernstunden Vertiefungsrichtungen, wie eben im Bereich Innenarchitektur, festlegen.
Aber Achtung. Der geschützte Titel «dipl. Techniker HF Bauplanung / dipl. Technikerin HF Bauplanung» bleibt dabei unverändert.

* Der Rahmenlehrplan wird von einer Trägerschaft erstellt und von dieser auch periodisch auf dessen Aktualität und Qualität geprüft. Die Trägerschaft des Rahmenlehrplanes setzt sich zusammen aus der Organisation der Arbeitswelt (OdA): dem Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein (SIA), dem Bund Schweizer Architekten (BSA), dem Verband freierwerbender Schweizer Architekten (FSAI), dem SwissEngineering STV, der Schweizerischen Vereinigung Beratender Ingenieurunternehmungen (usic) und der Vereinigung Schweizerischer Innenarchitekten / Architektinnen (VSI.ASAI) sowie der Vertretung der Bildungsanbieter: der Konferenz der höheren Fachschulen Technik KHF-T.

Kosten und Finanzierung der Weiterbildung

Für die vier- oder sechs-semestrige Innenarchitektur HF-Ausbildung an einer Höheren Fachschule müssen Sie mit folgenden Kosten rechnen: 

• Studiengebühren*: Zwischen CHF 17'000 und CHF 26'700. 
• Gebühren für zusätzliche Zertifikate: Manche Schulen bieten die Möglichkeit an, während des Studiums noch weitere Zertifikate zu erlangen, zum Beispiel im Projektmanagement. Mehr Informationen finden Sie in den Antworten. 
• Sonstige Extrakosten: Manche Schulen verrechnen zum Beispiel für die Einschreibung, den Studierendenausweis, allfällige Vorkurse, Lehrmittel, Schulunterlagen etc. zusätzliche Gebühren. Setzen Sie sich gleich mit der Schule Ihrer Wahl in Kontakt und fragen Sie nach der detaillierten Auflistung aller Kosten für ein Innenarchitektur HF-Studium zum Innenarchitekt HF / zur Innenarchitektin HF. 

* Die Höhe der Studiengebühren bzw. des Semestergeldes hängt von der Schule und Ihrem Wohnsitzkanton ab. Die hier angegebenen Gebühren gelten für Studierende mit Wohnsitz im Ausbildungskanton. Ausserkantonale Studenten und Studentinnen müssen mit höheren Studiengebühren rechnen. 

Hierzu noch folgende Hinweise: 

Die Lehrgänge an Höheren Fachschulen (HF) werden von den Kantonen finanziell unterstützt (subventioniert). Ausserkantonale Studierende bezahlen höhere Studiengebühren. Um die Kantonsbeiträge zu erhalten, gelten folgende Voraussetzungen: 

• mind. zweijähriger Wohnsitz im Kanton
• Der Lehrgang ist auf der Liste der beitragsberechtigten Lehrgänge der EDK (Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren) aufgelistet (den Link zur Liste erhalten Sie in den Antwort-Texten).

Die kantonalen Subventionen werden meistens über die Schule geregelt; in den angegebenen Studiengebühren der Schulen sind diese Subventionen in der Regel bereits berücksichtigt.

Studiendauer, Anzahl Lernstunden, Lernformen, Unterrichtszeiten, Unterrichtsformat und Lernaufwand

Studiendauer: vier Semester (Vollzeit mit integrierten Praktika) oder sechs Semester (berufsbegleitend mit mind. 50%-Anstellung).

Anzahl Lernstunden: Zwischen 3600 Lernstunden (mit einschlägigem EFZ) und 5400 Lernstunden (ohne einschlägiges EFZ). 

Lernformen: Die Lernstunden der Innenarchitektur HF-Ausbildung teilt sich in schulische und praktische Bildungsbestandteilen auf. Grundsätzlich wird zwischen folgenden Bildungsbestandteilen unterschieden:

• Kontaktstudium: z.B. klassischer Präsenzunterricht
• Angeleitetes Selbststudium: z.B. Übungen, Leseaufträge, Rechercheaufgaben
• Individuelles Selbststudium: z.B. Vor- und Nachbearbeitung, selbständiges Lernen
• Praxis: Praxistätigkeit in einschlägigen Tätigkeitsbereichen in einem Pensum von 50% (für das berufsbegleitende Studium)
• Praktika: z.B. Praktikum im realen Arbeitsfeld (für das Vollzeit-Studium)
• Qualifikationsverfahren: z.B. Zwischenprüfungen, bewertete Semesterarbeiten

Unterrichtszeiten: Die Schulen legen die Unterrichtszeiten eigenständig fest, es kann daher von HF zu HF zu unterschieden kommen. In der Regel findet der Unterricht im berufsbegleitenden Studium an einem Werktag oder an zwei Abenden pro Woche, teilweise auch am Samstag statt. Beim Vollzeit-Studium findet der Unterricht in der Regel täglich statt. 

Unterrichtsformat: Dies kommt ebenfalls auf die Schule darauf an. Viele bieten nebst dem klassischen Präsenzunterricht auch Online- und Hybrid-Unterricht an. Einen Überblick zu den verschiedenen Unterrichtsformaten erhalten Sie hier.

Lernaufwand: Für die Vor- und Nachbearbeitung des Unterrichts sowie die Selbstlernzeit sollten Sie genügend Zeit einrechnen – wie viel, hängt von Ihrem Vorwissen, Arbeitsstil, Lerntempo und gewählten Ausbildungsmodell ab. Wir empfehlen, für das berufsbegleitende Modell mindestens 4–6 Stunden pro Woche einzurechnen. 

Hinweis: Manche Schulen bieten sog. «Schnupperlektionen»/«Probelektionen» für die Ausbildung Innenarchitekt an einer HF an. Sie haben so die Möglichkeit, einen Einblick in den Unterricht sowie die Lernatmosphäre zu erhalten. Wichtige Aspekte auf dem Weg zum erfolgreichen Abschluss. Nutzen Sie die Chance und kontaktieren Sie die Schule Ihrer Wahl gleich direkt.

Abschluss, Diplom und Titel

Während des Innenarchitektur HF-Studiums müssen Sie diverse Lernzielkontrollen bestehen. Diese können beispielsweise Semester- oder Zwischenprüfungen sein oder auch Semester- oder Projektarbeiten, die bewertet werden.
Wie diese Lernzielkontrollen im Detail aussehen, legt die Schule eigenständig fest; es kann daher zu unterschieden kommen. Die Noten, die Sie bei den Lernzielkontrollen erzielen, fliessen in die Abschlussnoten mit ein. 

Erfüllen Sie alle Qualifikationsleistungen? Dann sind Sie zum abschliessenden Qualifikationsverfahren zugelassen. Dies setzt sich folgendermassen zusammen:

• Praxisorientierten Diplomarbeit: Sie soll einen praktischen bzw. wirtschaftlichen Nutzen aufweisen und wird zu einer der berufsfeldspezifischen Kompetenzen erfasst.
• Mündliche und/oder schriftliche Prüfungen: Die Diplomarbeit wird von den Kandidaten/-innen vor einem Expertengremium präsentiert, anschliessend wird sie von den Kandidaten/-innen im Expertengespräch verteidigt.

Die Höheren Fachschulen legen die Details der Umsetzung und Durchführung zum (abschliessenden) Qualifikationsverfahren in ihrem Studienreglement fest.

Diplom und Titel

Sofern die Kandidaten/-innen das abschliessende Qualifikationsverfahren bestanden haben, wird ihnen das HF-Diplom erteilt. Sie sind dann berechtigt, den eidg. anerkannten sowie geschützten Berufstitel «dipl. Technikerin HF Bauplanung / dipl. Techniker HF Bauplanung» zu führen. 

• Auf Französisch: «Technicienne diplômée ES en planification des travaux / Technicien diplômé ES en planification des travaux»
• Auf Italienisch: «Tecnica dipl. SSS progettazione edile / Tecnico dipl. SSS progettazione edile»

Die empfohlene Übersetzung auf Englisch lautet: «Advanced Federal Diploma of Higher Education in Construction planning». Es handelt sich dabei um keinen geschützten Titel.